Die Geschichte dahinter Fest der Fantasie 2024 

Plot

Der Ursprung des Unheils liegt im Gwlad y Niwl

Zeliara Murih, Anführerin der Byamar, wurde getötet. Das Tragische? Sie bereitete in dem Moment ihres Todes ein mächtiges Ritual vor, dass sie mit dem Niwlog, dem Totenreich, stärker denn je verbinden sollte. Doch ein Stich in ihr Herz, im falschen Moment zerriss die Welten wie wir sie kennen. Die Erde behält die Toten nicht mehr. Die Ahnen erheben sich. Die Verstorbenen wandeln im Gwlad y Niwl. 

 Um den Schuldigen für dieses Desaster zu finden, bat Lôn-Kastel Carcharor Rhyfel, Rhun, den Obersten Bibliothekar und Patron der Anllythrennog Schneekugeln herzustellen und Auserwählten zu senden. Diese Kugeln konservieren eine Episode von Momenten und Orten. Diese Schneekugel mit dem Festort soll jeder erhalten, der potenziell etwas mit dem Mord zu tun hat oder bei dessen Aufklärung helfen kann. Es soll schnellstmöglich dafür gesorgt werden, dass ihr im Gwlad y Niwl bei der Aufklärung dieses Mordfalls helft. 

Als Dank bereiten die Rhos Gwerin dieses Fest mit Wettkämpfen, Markt und Verköstigung durch Freunde, in dessen Fokus, der Tod und die Totenkultur, sowie das Problem des Risses zum Niwlog stehen werden. Wir hoffen, dass ihr zahlreich die Schneekugeln findet, um dem Ruf des Nebels zu folgen und den Rhos Gwerin


Eine Traumreise – Der Weg ins Moor

• Ein dumpfes Geräusch lässt dich aufwachen. 

• Es klang wie als ob ein Gegenstand ganz in deiner Nähe auf den Boden fällt. 

• Langsam öffnest du deine Augen. 

• Es fühlt sich an als spürst du wie die Müdigkeit noch immer deine Knochen beschwert. 

• Der Beschluss steht fest, du willst dem unbekannten Geräusch trotzdem nachgehen. 

• Du stehst auf und blickst dich um. 

• Aber, es gibt nichts Ungewöhnliches zu sehen. 

• Die Suche dauert an bis dir hinter ein paar deiner Sachen eine seltsame glänzende Kugel auffällt. 

• Sie war vorher nicht da. Darin kannst du wabernden Nebel erblicken, der sich zu bewegen scheint. 

• In dir breitet sich das Gefühl des Unbekannten aus, denn du fühlst dich zur Kugel hingezogen und nimmst sie hoch. 

• Als du die Kugel näher an dein Gesicht hältst siehst du, dass sich der Nebel etwas lichtet. 

• In ihr kannst du nun einen Baum erkennen, der auf schlammigem Boden steht. Du schaust den Baum genauer an und erkennst Augen, die am Stamm des Baums sind. 

• Sie blicken dich an und verfolgen dich. Du hältst den Augenkontakt, denn du fühlst dich wie in Trance und wohlig während du in die Kugel schaust. 

• Das lebendige Bild des Baumes zaubert die ein lächeln ins Gesicht und du beginnst eine leichte Brise zu spüren. 

• Ein angenehmer erdiger und feuchter Geruch steigt die in die Nase. 

• Immer mehr und mehr erkennst du in der Kugel und du tauchst weiter in dieses wunderschöne Bild ein. 

• Du spürst, dass deine Füße angenehm kalt feucht werden. Der Augenkontakt mit dem Baum löst sich und du kannst dich wieder frei umschauen. 

• Dein Blick wendet sich nach unten und du blickst an dir herunter. 

• Deine Füße sinken in feuchtes Moos. 

• Als du dich umblickst, bemerkst du, dass du in einem Moor stehst. 

• Vor dir steht der Baum, den du gerade noch in der Kugel gesehen hast, doch seine Augen sind verschlossen. 

• Du blickst in die Kugel, doch diese ist nun leer.  

 

Der Riss in der Welt

Dalloali- Archipel, Stammgebiet der Kurukuru, vor einem Mond

Ihr erster Traum war noch ganz ohne Riss. Mo'orea lief durch eine Landschaft, wie sie nie zuvor eine gesehen hatte. Sie stand bis zu den Knien im schwarzen Wasser eines finsteren Moores. Dürre, mit Moos bewachsene Bäume mit kurzen Ästen ragten aus dem Bodennebel hervor in tiefhängenden Wolken. Mo'orea fragte sich gerade, was sie in dieser für sie völlig fremdartigen Gegend sollte, als sie in der Ferne die Stimme einer jungen Frau vernahm. „Mo'orea! Hilf mir!“, rief die Stimme. Sie schien von überall her zu kommen. Hektisch sah sich Mo'orea um, konnte aber niemanden sehen. Dann wachte sie auf. „Was für ein seltsamer Traum!“ Sagte sie sich, als sie das Licht der aufgehenden Sonne erblickte. Draußen sangen die ersten Vögel ihr Morgenlied. „Was bin ich froh, dass es nur ein Traum war!“ Dachte Mo'orea und ging nach draußen, um die warmen Strahlen der Morgensonne zu genießen. 

*** 

In der darauf folgenden Nacht wiederholte sich der Traum. Wieder stand Mo'orea im Licht des Mondes in dem gleichen Moor, von dem sie auch die Nacht zuvor geträumt hatte. Und erneut rief die junge Frau: „Mo'orea! Ich flehe dich an! Hilf mir! Ich komme hier nicht raus!“ Diesmal klang die Stimme lauter und schien etwas näher zu sein als im letzten Traum. Aber nach wie vor war weit und breit niemand zu sehen. Mo'orea kam die Stimme irgendwie bekannt vor, daher fragte sie: „Wer bist du? Und wo kommst du nicht raus?“ „Ich bin Zeliara, und ich stecke fest im Reich der Toten!“ Mo'orea wollte gerade zurückfragen, was sie genau meine, da wachte sie auf. Direkt vor ihrer Hütte krähte ein stolzer Hahn und begrüßte die aufgehende Sonne. Mo'orea setzte sich auf und dachte kurz nach. Zeliara? Der Name klang in ihren Ohren seltsam. Nie zuvor hatte sie ihn gehört. Mo'orea kannte jedes Mitglied der Kurukuru, ihres Stammes beim Namen. Eine mit dem exotischen Namen Zeliara war nicht darunter. Hatte sie diesen Namen nur erträumt? Oder gab es am Ende eine Zeliara auf einer Nachbarinsel? Und was sollte das heißen „stecke im Totenreich fest“? Kopfschüttelnd machte sich Mo'orea an ihr Tagewerk und hoffte, in Zukunft von diesen Alpträumen mit nebligen Mooren und rätselhaften Stimmen verschont zu bleiben. 

Leider ging Mo'oreas Wunsch nicht in Erfüllung. Denn auch in der dritten Nacht stand Mo'orea in dem ihr inzwischen wohl bekannten Moor. Als sie sich gerade ärgern wollte, erklang erneut die Stimme, näher als die Nächte zuvor: „Mo'orea! Bitte hilf mir! Ich stecke im Reich der Toten fest!“ „Zeliara?“, sagte Mo'orea. „Bist du das?“ „Ja“, bestätigte die Stimme, „ich bin Zeliara. Und ich bin ins Totenreich gestürzt!“ „Gestürzt?“ Fragte Mo'orea. „Ja, gestürzt. Durch den Riss!“ „Welcher Riss?“ „Der Riss in der Welt! Entstanden durch meinen Tod. Er führt von meiner Heimat geradewegs ins Reich der Toten!“ „Deine Heimat? Wo kommst du her? Deinen Namen habe ich noch nie gehört!“ „Ich komme aus dem Land des Nebels, dem Reich der Gaer Haern.“ 

Land des Nebels. Gaer Haern. Auch das hatte Mo'orea noch nie gehört. Was bitte sollte das sein? Gerade wollte sie um eine Erklärung der beiden Begriffe bitten, da fiel ihr eine weitere Frage ein: „Zeliara, wie kommst du gerade auf mich?“ Diese antwortete prompt: „Ich habe dich gesehen. Durch den Riss.“ „Den Riss? Ich sagte schon, ich weiß nichts von einem Riss.“ „Der Riss führt aus meiner Welt ins Reich der Toten. Und von dort aus gibt es einen Ausgang direkt zu dem Ort wo du bist.“ 

Jetzt war Mo'orea vollends verwirrt. „Bei mir in der Nähe?“, fragte sie. „Ja, bei dir in der Nähe. Ich zeige es dir.“ 

Unvermittelt wechselte die Szenerie. Das Moor, der Nebel, die dürren Bäume, der Mond – alles verschwand. Stattdessen sah Mo'orea eine kleine Bucht im hellen Sonnenschein. Sie hörte das Rauschen der Wellen und roch das Salz des Meeres. Ein sanfter Wind wehte durch ihr Haar. Ja, das war eine Landschaft ganz nach Mo'oreas Geschmack – zumal ihr die Bucht bekannt vorkam. Aber wo sollte hier ein Riss sein? 

Als könnte Zeliara ihre Gedanken lesen, hörte Mo'orea unvermittelt ihre Stimme von links. „Hier ist der Riss. Hier! In diesem Felsen! Siehst du ihn?“ 

Mo'orea drehte ihren Kopf. Ja, dort war ein großer grauer Fels, doppelt so hoch wie sie. Und den kannte Mo'orea nur zu gut. Und tatsächlich – in Höhe ihres Gesichts war dieser Fels mit einem rot leuchtenden Riss durchzogen. 

Da drang erneut ein Krähen an ihr Ohr. Schweißgebadet erwachte Mo'orea. Im Gegensatz zu gestern war sie dem verrückten Hahn dankbar für seinen „Gruß an die Sonne“. Was war das für eine bizarre Geschichte! Ein Riss in der Welt – auf so etwas kam man doch nur im Traum! Aber war es wirklich nur geträumt? 

Mo'orea stand auf. Sie nahm sich fest vor, den Wahrheitsgehalt ihres Traumes gleich zu überprüfen. So schwer war das nicht. Schließlich hatte sie den Felsen erkannt, an seiner charakteristischen Form. Diese erinnerte an die Flosse eines Hais. Daher kam auch der Name des riesigen Steins: Haifischfelsen. Und die lag nur praktisch um die Ecke, in der Haifischbucht. Alles, was Mo'orea nun brauchte, war ein Boot ... 

„Und daher müssen wir Zeliara helfen! Sie steckt in echten Schwierigkeiten“, beendete Mo'orea ihre Erzählung, Ihr gegenüber saß LaOla, die Mahuali (Stammesführerin) der Kurukuru. Neben den beiden nahm noch Mitiaro, der Kenoali (Schamane) des Stammes, teil. 

„Ein Riss im Haifischfelsen! Seltsam. Sehr seltsam!“ Das war LaOlas erster Kommentar, nachdem Mo'orea ihre Erzählung beendet hatte. 

„Ja, das ist sonderbar“, stimmte Mitiaro zu, „so etwas habe ich ibisher nicht erlebt.“ „Ich kenne auch keine Geschichten, in denen über so etwas erzählt wird,“ pflichtete ihm LaOla bei.

„Wenn da ein Riss in ein Totenreich ist müssen wir ihn schließen. Egal wie.“ Bestimmte Mo'orea „außerdem müssen diese Träume aufhören“ LaOla erhob sich: „Mo'orea, Mitiaro – ihr werdet mit einem Katamaran zur Haifischbucht fahren. Nehmt noch die beiden Krieger Atiu, Samoe, die Kriegerin Nihoa und eine Jagdtrupp mit, und passende Ausrüstung. Euer Auftrag: Erkundet den Riss. Findet diese Zeliara. “ 

*** 

„Und jetzt will ich wissen, was das hier ist. Schauen wir mal rein.“ Mo'orea wandte sich an die anderen. Sie alle standen direkt vor dem Haifischfelsen, starrten auf den Riss, der fast den ganzen Felsen durchzog. Bei der Annäherung vom Meer aus hatte es fast so ausgesehen, als würde der Fels lächeln. Der Riss war überall recht schmal und leuchtete rot von innen heraus. Nur in der Mitte des Felsen war eine dunkle Öffnung, groß genug, dass ein Mensch auf allen vieren hinein- bzw. hinauskriechen könnte. Mo'orea betrachtete die Öffnung und lauschte kurz. Kein Laut kam aus dem Spalt. Mo'orea leuchtete kurz mit ihrer Fackel in den Riss hinein. Hinter der Öffnung kam ein kurzer Gang, der nach etwa zwei Metern zu enden schien in einem hohen Raum, in dem eine Person offenbar stehen konnte. Mehr war im Licht der Fackel nicht zu sehen. Kurz entschlossen schob Mo'orea ihre Lichtquelle voraus, gab den anderen ein Zeichen, ihr zu folgen, und kroch in die Öffnung.

 „Atiu, da ist nichts!“ Mitiaro leuchtete mit seiner Fackel in die Richtung, in die der Krieger seinen Speer hielt. Er erkannte lediglich eine Art Steilhang aus schwarzem Gestein. Die Dalloali standen, soweit sie es sehen konnten, in einem tiefen Krater, der am Boden etwa zehn Meter Durchmesser hatte. Der Untergrund und die Wände schienen aus tiefschwarzem Gestein zu bestehen, das sich nach oben hin über den Schein der Fackeln hinaus erstreckte. Um sie herum war es stockfinster, bis auf einen schwachen weißen Lichtschimmer in weiter Ferne. Die Luft war warm, trocken und roch muffig. Keinerlei Luftzug war zu spüren. Es herrschte eine gespenstische Stille. Mo'orea meinte allerdings, in weiter Ferne schmerzerfüllte Schreie und ein Stöhnen wie aus tausend Kehlen zu hören. Bei der Hului stellten sich die Nackenhaare auf. Wenigstens ist es hier nicht kalt, dachte sie sich. Aber wo war Zeliara? 

„Hier geht es weiter,“ unterbrach Mitiaro die Stille. Er hatte eine schmale Schlucht entdeckt, in die ein schmaler Pfad hineinführte. Mo'orea leuchtete hinein. Die Schlucht war gerade breit genug für eine Person. Sie würden also im Gänsemarsch weitergehen müssen. Etwas irritiert war Mo'orea über eine Art armdickes weißes Seil, das auf Schulterhöhe durch die Schlucht verlief. Wo kam das her, und wer hatte es hier gespannt? Als Mo'orea es berührte, entpuppte das Seil sich als klebrig. Mo'orea konnte sich zuerst nicht losreißen und wollte gerade zu ihrem Dolch greifen. Aber Samoe, der neben ihr stand, war schneller: Er zückte sofort sein Messer und trennte mit einem gezielten Schnitt das Seil durch. „Danke, Samoe!“. 

Auf einmal erklang aus der Schlucht vor ihnen ein Ruf: „Mo'orea! Bist du es?“ Die Angesprochene erkannte sofort die Stimme und antwortete: „Ja, Zeliara. Ich bin es. Bleib wo du bist. Wir sind gleich bei dir und holen dich hier raus!“ „Mo'orea, sei vorsichtig! Hier ist sicher Nekrothra in der Nähe“. 

Wer oder was war Nekrothra? Mo'orea sah Mitiaro fragend an, aber der sah genauso fragend zurück. Mo'orea änderte daraufhin die Marschordnung. Sie befahl Atiu und Nihoa, nach hinten abzusichern. Samoe wiederum ging ihr voraus und hackte überall das klebrige Seil von der Wand. Mitiaro ging direkt hinter Mo'orea. 

Nach etwa 20 m verbreiterte sich die Schlucht zu einem weiteren Krater, ähnlich dem, den sie gerade verlassen hatten. Der neue Krater war jedoch kreuz und quer von klebrigen weißen Seilen durchzogen, ähnlich dem, das Samoe in der Schlucht zerschnitten hatte. Gegenüber der Schlucht hing eine Art Kokon, der aus der gleichen Art Seil bestand, in etwa Mannshöhe an der Wand. Oben aus dem Kokon ragte der Kopf einer jungen Frau. Beim Eintritt der Gruppe strahlte diese über das ganze Gesicht. Mo'orea hatte keinen Zweifel: Das war Zeliara. 

Gleichzeitig meldete sich Mitiaro von hinten: „Vorsicht! Das sind Spinnweben! Riesige Spinnweben!“ Mo'orea wandte sich blitzschnell an den Jagdtrupp, der nun ebenfalls den Krater betreten hatten „Sichert uns weiter von hinten ab! Mitiaro, du auch! Achtet auf Riesenspinnen! Samoe! Schneide sie los, und sei vorsichtig! Wir wollen sie unverletzt!“ Sie wandte sich an die Gefangene „Keine Angst, Zeliara! Gleich bist du frei.“ 

Samoe machte sich sofort ans Werk, und bald schon hatte er Zeliara as ihrem Kokon herausgeschnitten. Diese wankte sofort auf Mo'orea zu, umarmte sie und bedankte sich überschwänglich für ihre Rettung. Nachdem Zeliara von Mo'orea etwas Wasser und ein paar Früchte abbekommen hatte, fragte die Hului sie: „Aber jetzt erzähl. Wie bist du in dieses Spinnennetz gekommen?“ „Gut. Hast du je von den Rhos Gwerin gehört?“ „Rhos – wer?“ „Ich sehe schon, ich muss ganz von vorne anfangen.“ 

Und Zeliara begann zu erzählen. Sie berichtete von ihrer Heimat, dem Gwlad y Niwl (Land des Nebels), das sich um die Gaer Haern (Eiserne Festung) erstreckte. Dort lebte das Volk der Rhos Gwerin, eine Schicksalsgemeinschaft von Wesen, die sich durch besondere Fähigkeiten auszeichneten und deswegen oft von anderen verfolgt worden waren. Die Rhos Gwerin waren unterteilt in verschiedene Teuluoedd (Sippen, Einzahl Teulu). Zeliara wiederum war das Oberhaupt der Teulu der Byamar, die insbesondere Lebensmagie bewirken konnten. Byamar konnten durch sie heilen, oder auch Krankheiten hervorrufen – oder gar den Tod. 

Beim Wort „Tod“ verfinsterte sich Zeliaras Gesichtsausdruck. Auf Mo’oreas fragenden Blick hin sagte sie: „Wenn ich den erwische, der mich ermordet hat!“ 

Und Zeliara erzählte weiter. Von ihrem magischen Ritual, bei dem sie durch ein Messer im Rücken jäh unterbrochen worden war. Und wie sich vor ihren Augen der Riss gebildet hatte. „Und danach bin ich hier aufgewacht und war eingewickelt in die Spinnweben von Nekrothra. Ganz allein. Ich habe dann telepathisch nach anderen gesucht. Und dabei dich gefunden, Mo'orea“ Beendete Zeliara ihre Erzählung. 

„Und du weißt nicht, wer das war?“ Wollte Mo'orea wissen. „Nein. Der Mörder oder die Mörderin kam von hinten. Ich habe keine Ahnung.“ „Hast du wenigstens einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?“ Zeliara schüttelte nur den Kopf. 

„Eine Frage habe ich noch,“ meldete sich Mitiaro zu Wort. „Du sagtest, vor deinen Augen hat sich ein Riss gebildet, und der führte hierher.“ „Ja, genau so.“ „Dann war das ein Riss vom... Nebelland, deiner Heimat, hierher ins Totenreich. Wir sind aber von unserer Insel durch einen Riss hierher gekommen. Daraus folgt für mich: Das muss ein anderer Riss als deiner gewesen sein. Es gibt also zwei Risse – oder es ist ein Riß,der in zwei verschiedene Welten führt!“ „Zwei verschiedene Welten? Interessant“ sagte Mo'orea. „Wo ist dann die andere Öffnung? Zeliara, weißt du das?“ „Ich weiß es nicht genau. Aber es dürfte in diese Richtung sein. Da hinter den Spinnweben, da ist eine zweite Schlucht. Vielleicht führt da ein Weg--“. 

Von hinten erklang plötzlich eine zischende Stimme: „Wasss macht ihr da? Dasss isst meine Beute!“ Eine gigantische schwarze Spinne von der Größe eines Katamarans seilte sich von oben herab ab an einem Spinnfaden, der aus ihrem Hinterleib austrat. Die Dalloali sahen sofort, dass dieses Wesen keine normale Spinne war: Anstelle des Kopfes saß der Oberkörper einer Frau, deren Gesicht verzerrt war vor Wut. Sofort stellten sich die Krieger Atiu, Samoe und Nihoa zwischen die Riesenspinne und die übrigen Anwesenden und bedrohten sie mit ihren Speeren. „Verschwinde!“ Herrschte Atiu das Monster an. Zeliara rief: „Das ist Nekrothra! Flieht, so schnell ihr könnt!“ Mo'orea ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Weg zurück war versperrt durch die Riesenspinne. Also gab es nur eins: nach vorne, zum zweiten Riss. „Wir fliehen! Samoe, du trägst Zeliara. Jagdtrupp, ihr bildet die Nachhut. Haltet uns dieses Biest vom Leibe! Ab!“ 

Sie rannten um die Spinnweben, die Zeliara ihnen gezeigt hatte, herum und fanden die zweite Schlucht, die genauso aussah wie die erste, abgesehen davon, dass hier zwei Personen nebeneinander gehen konnten. Von vorne war ein Lichtschein zu sehen. Die Schlucht machte eine Kurve – und direkt vor ihnen war eine weitere Öffnung, durch die das Licht hereinschien. Sie sah fast genauso aus wie der Riss, den sie schon kannten. Das musste die Öffnung sein, von dem Zeliara erzählt hatte. 

Als Erstes wollte Samoe Zeliara durch den Riss hindurchschieben, doch irgendein unsichtbares Hindernis hielt sie zurück. „Lass es“, sagte Zeliara, „Ich kann so nicht raus. Ich bin tot.“ „Was machen wir jetzt?“ Mo'orea wirkte ratlos. Sie schickte Samoe nach hinten, um Atiu, Nihoa und den übrigen Jagdtrupp bei der Abwehr Nekrothras zu unterstützen. 

Diese hatte inzwischen die Gruppe erreicht. Als Erstes griff sie sich Atiu und schlang ein aus ihrem Hinterleib kommendes klebriges Spinnenseil um seinen Körper. Das alles ging so schnell, dass Atiu erst reagieren konnte, als er bereits komplett von Nekrothras Spinnweben zu einem handlichen Paket verschnürt worden war. Zuerst zappelte er noch, doch dann biss Nekrothra ihn in den Hals. Atius Kopf sank herunter, und er bewegte sich nicht mehr. Nihoa und Samoe griffen nun Nekrothra mit ihren Speeren an, doch diese erwiesen sich als wirkungslos und prallten von der Riesenspinne einfach ab. Als Nächstes griff sich Nekrothra nun Nihoa und ließ ihr die gleiche Behandlung angedeihen wie Atiu, wobei Nihoa sich mehr wehrte als Atiu und laut schrie. Samoe zog einen Dolch und stach auf Nekrothra ein, doch auch dieser fügte dem Monster keinerlei Verletzungen zu. Der einzige Effekt war eine zersplitterte Klinge. 

Während Nekrothra Samoe einwickelte, flüsterte Zeliara den übrigen Anwesenden ein einziges Wort zu: „Lauf!t“ Alle rannten daraufhin los – fort von Nekrothra, aber auch fort von der Öffnung. Links von ihnen taten sich drei weitere felsige Schluchten auf. In die Erste liefen sie hinein, so schnell ihre Füße sie trugen. Bald schon waren der Riss und Nekrothra außer Sicht. Nach kurzer Zeit wuchsen an den Wänden der Schlucht grünlich leuchtende Pilze, so dass sie halbwegs sehen konnten, wo sie hinliefen. Mitiaro und Mo’orea machten ihre Fackeln aus. Nach einem weiteren kurzen Stück war links in der Wand eine Nische, die Platz für alle bot. Dort setzten sie sich hinein und lauschten. Aber kein Laut war zu hören. Vorsichtig spähte Mo’orea über den Rand, doch von dem Monster war nichts zu sehen. 

„Was machen wir jetzt?“ Fragte Mo’orea ihre verbliebenen Mitstreiter. Zeliara antwortete als Erste: „Jetzt bin ich frei. Und ich will wissen, wer diesen Anschlag auf mich verübt hat.“ Sie setzte eine grimmige Miene auf. „Wer immer das war, sollte sich warm anziehen! Der Weg in eure Heimat ist versperrt. Geht ihr hinaus ins Gwlad y Niwl. Dort werdet ihr auf eine Gruppe Byamar treffen. Sie werden euch mit allem versorgen was ihr braucht. Mo´orea, ich werde mit dir in Verbindung treten.“ 

Rhun/Volkmar Kuhnle 

Es folgt noch eine vertonte Einführung - bleibt also dran!  

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