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UTHVACHT
DUN DARAKH

Unsere Geschichte -
Key'leith Geschichte -
die Geschichten vom Fall der Vachten

2024 haben wir mit der Zeremonie um das Erwachen von Key'leith in Dvorsh Bakay den Anfang gesetzt für den Enzy-Hintergrund des Festes 2025. Und wir sind zwar Phantasten aber Illusionen machen wir uns keine: Daher werden wir das alles nochmal aufbereitet präsentieren in den kommenden Wochen bis zum Fest der Fantasie.         

Erfahret, welche Ereignisse sich in der Albtraumstadt zutragen. Erfahret, was Key'leith träumt. Ihr könnt die Geschichten hier, im Follow und auf dem Follow Discord zum Lesen finden. Außerdem gibt es jeweils eine vertonte Variante, wunderbar stimmungsvoll eingesprochen von Katha Platz ( Kathas Stimme).

Einfach auf die Pfeile klicken. 

Was bisher geschah

Erzählt nach den Ereignissen der Festveranstalter-Zeremonie auf dem Fest 2024 

Der schwache Schein einer Kerze flackerte über Pergamentrollen und offene Bücher. Key’Leiths Kopf ruhte schwer auf ihren verschränkten Armen. Sie war geplagt von ihren Visionen eingeschlafen. Immer noch jagten dunkle Bilder durch ihren Traum, die zerrissenen Fragmente eines längst vergangenen Mysteriums – des Falls der Vachten. Schreie, schrill und verzerrt, hallten in Key’Leiths Seele, während Gesichter in groteske, formlose Schatten zerfielen. Sie erlebte den Untergang der Vachten so real, als wäre sie selbst im Strudel des Chaos gefangen – grausame Szenen von brennenden Städten, verdorrten Leibern und Schreien, die in der Dunkelheit erstickten. Ein Leiden, das tausende Seelen verschlang und sie bis ins Mark erschütterte. 

Auf einmal ist die Welt still. Die Träumerin blinzelt – und plötzlich ist sie nicht mehr an ihrem Schreibtisch. Stattdessen findet sie sich in einer Stadt wieder, die sie so noch nie gesehen hat. Der Himmel ist in unnatürliche Farben getaucht und der Horizont verschwimmt in einem Dämmerlicht, weder Tag noch Nacht zugehörig. Etwas bewegt sich vor ihr. 

Vera tritt auf sie zu, ihr Gesicht offen und freundlich. Keine Fremde, sondern jemand, der hierhergehört – jemand, der ihr helfen will. Ihre Präsenz ist ruhig, sicher, voller stiller Wärme. Key’Leith spricht von den Visionen, die sie quälen, während Vera ihr mit zuversichtlicher Gewissheit zuhört, als könne sie die Last mittragen. Sie bietet ihre Hilfe an und gemeinsam wandern die beiden durch den Traum. Schließlich reicht Vera Key’Leith mit einer Geste der Fürsorge eine Schale Wasser. Das Wasser ist klar und als es ihre Lippen benetzt, schmeckt es kühl und erfrischend. 

Etwas ist falsch.

Vera sieht es sofort. Sie blickt in Key’Leiths Gesicht und ein beklemmendes Gefühl legt sich um ihre Brust, lässt ihre Kehle eng werden. 

Eine unsichtbare Kraft reißt Key’Leiths Bewusstsein fort, die Schale fällt ihr aus den Händen und das Wasser spritzt über den Boden. Ihre Knie geben nach und ehe sie den Aufprall spüren kann, fällt sie. Tiefer, immer tiefer in die Dunkelheit ihres eigenen Traums. 

Vera entweicht ein erschrockener Laut. 

Dann brechen sie aus Key‘Leith hervor. Die Schatten. Die Albträume. Sie verschlingen die Stille, weben sich zu abartigen Formen. 

Vera taumelt entsetzt zurück. Ihr Herz schlägt wie wild, ihre Finger verkrampfen sich im Stoff ihrer Robe. Das hier… das war falsch. 

Die Traumstadt, die vor wenigen Sekunden noch still und friedlich war, beginnt sich zu verändern. Die Gebäude verzerren sich, die Straßen winden sich wie Würmer, als ob der Traum selbst zu leben beginnt. Alles um sie herum verwebt sich zu einem düsteren Albtraum, ein verzerrtes Abbild aller Städte die Key’Leith je in ihren Visionen sah. Plötzlich füllen ziellos umherirrende Gestalten die Szenerie – Magiraner und Magiranerinnen, die in dieser verzerrten Traumstadt gefangen sind, ihre Mienen starr vor Schreck und ihre Blicke voller angstvoller Verwirrung.

Paula
März 2025

Was bisher geschah - gelesen von Katha, musikalisch begleitet von S1

 

Fall der Mármark - Hochmut tötet

Ein Antlitz so stolz; Mauern so prächtig
 Im Mir sich erhebend, glanzvoll und mächtig.
 Doch Hochmut im Herzen, die Vächter geblendet
Mármark zog aus, sie fällt und verendet.

 

Die Lampe war geformt wie eine weiße, hängende Blüte: ein Schneeglöckchen aus Kristall und Kupfer. Sie war Izmiras kostbarster Besitz. Gedankenverloren spielte die Herrscherin der Uthvacht mit dem Licht, stupste es an, dass es sich langsam, elegant um sich selbst drehte, die milden Schatten flattern ließ. Milchig weißes Licht floss über ihre Hände, schimmerte auf den goldenen Narben auf ihrer Hand, während…

„Domna[1], seid ihr noch bei mir?“ grollte Berengar.

Izmira ließ die Hand sinken. „Du willst die Herik-Bait [2] und die Omyr-Bait über diesen Pass schicken, von dem einer der Hirten zu wissen glaubt“, fasste sie erstaunlich korrekt zusammen, was der Caedes[3] versucht hatte von ihr genehmigt zu bekommen.

Der Mund des Dunkelhaarigen war ein schmaler Strich in seinem Bart. „Also, dann ist es ausgem…“

„Berengar, wenn es darum ging, das Lager gegen Dämonenhorden zu schützen, dann gäbe es niemanden, dem ich mein Leben bedenkenloser anvertrauen würde, aber die ist…“

„Domna, da ist noch eine von den Kringelschuhen, der zu euch will“, unterbrach eine klare Stimme das Gespräch, als der Wächter der Domna eintrat.

„Es heißt Ranabari, Liam“, meinte Izmira, stemmte sich aus dem Stuhl hoch. „Und es ist … verdammt, was will der mitten in der Nacht?“

„Er hat Bücher dabei und will sie abgeben.“

Die Herrscherin massierte sich die Nasenwurzel. „Gut, er soll sie … im Vorzelt auf den Tisch legen. Ich sehe sie mir gleich an. Und … danke ihm und besorge ihm ein Nachtlager und etwas zu essen.“

Sie wartete nicht, ob ihre Wache tat wie aufgetragen – sie wusste, es würde getan werden. „Berengar. Die Baits werden aufbrechen mit dir, morgen. Ihr werdet diesen Pass nehmen, der auf der Karte verzeichnet ist. Diese Straße, die ausgebaut und sicher ist und von der wir wissen, dass sie existiert. So seid ihr am schnellsten in Dalgani Etrak  – trotz des Wetters.“

Auch wenn Berengar unwillig brummte, war sich Izmira sicher, dass getan werden würde, was getan werden musste. Sie nahm sich noch Zeit, für ein kurzes Gespräch und um den Krieger aus dem Zelt hinauszugeleiten, bevor sie sich umdrehte, um endlich wirklich ins Bett zu kommen. Es war so typisch für Berengar, sie auch hier, in ihrer privaten Unterkunft aufzusuchen. Wenn er meinte, was er zu besprechen hatte, sei wichtig, dann handelte er entsprechend. Andere kannten den Unterschied zwischen dem Beru [4]und ihrem Schlafzimmer besser … Irgendwo in diesem Satz war ein Witz versteckt, war sich Izmira sicher – aber sie fand ihn nicht. Dafür fiel ihr Blick auf den Tisch, wo neben einem Bündel mit den Besitztümern Domna Rothads[5] – um das sie sich auch noch nicht gekümmert hatte – ein Stapel Bücher vom Licht des magischen Glöckchens gerade noch erreicht wurde.

Izmira ließ die Finger über das Leder eines der Exemplare gleiten. Wie unendlich lang schien es her zu sein, dass ihr Leben von Büchern erfüllt gewesen war! Wie unwahrscheinlich wäre es ihr erschienen – damals – dass der Caedes um die Stunde des Fuchses[6] bei ihr aufgetaucht wäre! Und jetzt … jetzt lagen diese Bücher vor ihr, verführerisch wie unberührter Schnee – und sie hatte keine Zeit fürs Studieren und Lesen. Aber ein bisschen blättern …

‚Darothi[7] Scheiße‘, fluchte sie lautlos. „Liam!“

Der blonde Mann brauchte nur einen kurzen Moment, um zu erscheinen. Vermutlich, so dachte sich Izmira, hatte er sich schon hingelegt gehabt. „Es tut mir leid, aber bring doch bitte noch diese Bücher ins Beru zu Kennox. Sag ihm, sie sind für seine Studien, aber er soll vorsichtig sein.“

„Wenn diese Bücher gefährlich sind, sind sie vielleicht nicht geeignet für einen Menschen mit so wenig Erfahrung… Ich bin nicht sicher, ob du ihm nicht zu viel zutraust, Domna!“

Mit schräggelegtem Kopf musterte die Herrscherin den deutlich jüngeren Vächter, der aber vielleicht immer noch doppelt so alt war wie der talentierte Magier. „Kennox hat mir das Leben gerettet. Er wird klug mit diesen Sachen umgehen – und wenn schon. Es sind nur Bücher! Welche Gefahr soll davon schon ausgehen!“

 

* * * 

Im Beru

 

„Orys,
wenn du schreibst, dass der Schwarm der Ingai[8] so groß ist, dass deine Jäger den Boden mit den Füßen nicht mehr erreichen … was willst du mir dann wirklich sagen? Dass ihr auf Wache geschlafen habt? Dass die Jäger der Havan-Bait der Márvacht[9] Schande bereiten? Oder nur, dass du unfähig bist für das Amt, dass der Elna[10] von Noether[11] einen Fehler gemacht hat, als er dich zum Drakir[12] gemacht hat?

Behellige mich nicht mehr mit Problemen, die jede Dorf-Bait alleine lösen könnte!

Sammas“

 

Ein Zettel, eingeklemmt hinter der letzten Seite fällt heraus. Dann noch einer.

 

„Orys,
ich habe dir schon das letzte Mal geschrieben, dass es einem Vächter, noch weniger dem Drakir einer Bait mit über einem Dutzend Kreisen[13], angemessen ist, derartig zu jammern. Wenn ihr Immanti[14] seht, dann bekämpft ihr sie halt. Ich halte die Zahl, die du nennst, für übertrieben. So viele Dämonen rotten sich nicht zusammen, das wissen wir seit Generationen. Übertreibe nicht in Berichten nur um dein Versagen zu kaschieren.

Nun tu deine Pflicht! Die Márvacht ist größer als jede Dämonenmacht.

Sammas“

 

Neugierde. Mehr Bütten. Vergilbt. Alt. Brüchig.

 

„Wir haben beschlossen, dir den Titel des Drakirs der Havan-Bait zu entziehen, Orys. Du bist dessen nicht würdig. Drakir, die um Beistand flehen, sind der Márvacht nicht würdig. Hast du den Schwur vergessen, eher unterzugehen als Schwäche zu zeigen? Es hilft dir auch nicht, dass du Kinder nach Noether schickst, deren Eltern du in den Tod geführt hast. Wir werden diese Kinder natürlich aufnehmen, aber wir hoffen, dass sie vergessen werden, welches Versagen sie ihre Familien gekostet hat.

Wenn die Horden, die du gesehen hast, wirklich so unüberwindlich sind, dann weißt du ja auch, wie du einen Tod findest, der eines Vächters würdig ist.

Sammas“

 

Die gleiche Schrift, aber geschludert, hastig hingeworfen.

 

„Orys, hiermit nehmen wir die Aberkennung des Titels zurück. Wir sehen den Heerzug der Kreaturen sich auf Noethen zuwälzen. Es ist die Pflicht der Havan-Bait sich diesem Vormarsch in den Weg zu stellen. Es wird noch mindestens drei Tage brauchen, bis die anderen Baits auf den Ruf reagiert haben und hier sind, diese Zeit musst du uns für die Vorbereitungen verschaffen, sonst ziehen wir aus mit viel zu wenig Kreisen und haben keine Chance.

In diesem Zusammenhang: Du hättest deutlicher machen müssen, dass dies ein Ereignis ist, das so noch nie vorgekommen ist. Dann hätten wir genügend Zeit gehabt. Dieses Vergehen zu richten, muss deine edelste Pflicht sein.

Sammas“

 

Ein Blatt, zusammengefaltet, in dem die anderen wohl gelegen hatten. Zerknittert. Braune Flecken an den Rändern wie die Spuren von schmutzigen Fingern.

 

„Domna Bren,

ich hoffe, mein Kind erreicht euch mit dieser Nachricht. Mikes wird alles sein, was von den Havan geblieben ist.

Unser Drakir hat sich einige Male an den Sprecher der Noethen-Elna gewandt mit Berichten über die heranziehende Gefahr eines dämonischen Heerzuges nie gesehenen Ausmaßes. Wir konnten sie nicht zählen, auch wenn wir viele Jäger verloren haben in dem Bemühen. Wir dachten, wir könnten sie aufhalten, aber wir haben uns geirrt.

Wir sahen, wie die Kreaturen die Mauern Noethens überwanden, einrissen, wie sie sich wie eine Flut in die Straßen ergossen.

Wir sahen, wie die Feuer begannen, wir sahen, wie Menschen versuchten zu fliehen. Niemand kam weiter als drei Bogenschusslängen, dann waren die Ingai über ihnen.

Wir hatten ein letztes Mal versucht, die Woge zu brechen auf dem Vikal-Hügel im Wes der Stadt. Dort werdet ihr die abgenagten Knochen von 20 Kreisen, sieben Kindern, 2 Heilerkundigen und Orys finden. Wir haben sie nicht für einen Herzschlag aufhalten können.

Glaubt nicht, dass die Macht der Baits ausreicht, wenn die Dämonen drei zu eins überlegen sind. Von über zwanzig Kreisen sind nur mein Kind und ich übrig. Aber mit einem Kind von elf Jahren werde ich nichts ausrichten können, das Einzige, was ich tue kann, tue ich hiermit: Euch vor der Gefahr warnen, und selbst versuchen, die Orte im Est der Hauptstadt zu warnen.

Hochmut tötet.

Kadrett von der Havan-Bait“

 

 

* * *

Izmira hatte die Haare lange gekämmt, so lange bis die Müdigkeit der Unrast gewichen war. Ein Blick auf die Besitztümer Rothads konnte nicht schaden.
Nur für einen Moment wunderte sie sich: Sie sah das Buch nicht, das ihr Onkel immer am Gürtel getragen hatte.

Und sie sah nicht den Schatten, der freikam.

 

 

 

 



[1] Wer Weralt führt.

[2] Die Baits oder Sippen sind Gemeinschaften, die im weitesten Sinne durch Blutbande geprägt sind, insbesondere aber Verteidigungs-/Jagdbündnisse sind, denen man nicht nur durch Blutsbande sondern auch durch Freundschaften, Verpflichtungen oder taktische Überlegungen beitritt.

[3] Caedes ist der Titel für die Heerführung, in Ermangelung eines stehenden Heeres handelt es sich eher um militärische Beratung.

[4] Amtsräume der Domna, zur Zeit in einem Zelt.

[5] Amtsvorgänger Izmiras und ihr Onkel.

[6] 21 Uhr.

[7] Dämonenstamm, übermenschengroß.

[8] Dämonenstamm, Schwarmjäger.

[9] Vacht der Mármark.

[10] Die Elna ist die Gemeinsaft der Drakir einer ortsgebundenen Gemeinschaft, entspricht also einem Stadtsenat oder einem Dorfrat.

[11] Hauptstadt der Marmark, einer der Schutzmarken Weralts.

[12] Die Drakir sind die Vorsteher der Sippen (bait).

[13] Gruppe eingespielter Jagdpaare.

[14] Dämonenstamm, Nachtjäger.

Fall der Mármark - Hochmut tötet - gelesen von Katha, musikalisch begleitet von S1

 

Fall der Ealdmark

Untergang der Ealdmark

Im Frieden erblühend, ihr Sommerglanz wärmend.
Im Est goldnes Land, reichhaltig und nährend.
Doch Nebel so kalt, die Herzen verzagend,
Ealdmark gelähmt vor Grauen versagend.

 

Die Vächter zünden schweigend Kerzen an, um den Toten der gefallenen Mark zu gedenken. Jedes Jahr, am Tag des Untergangs, trauern und ehren sie ihre Kumpanen, Freunde und Fa-milie. Um die Überlebenden der Marmark, die in der Ealdmark unterkamen, vor der Angst und Trauer zu schützen, bilden sie ihre typischen Jagdkreise um sie. Zum dritten Mal führen sie diese Tradition nun durch, doch diesmal spüren die Anwesenden, trotz des Versuchs sie zu schützen und die Standhaftigkeit der Ealdmark zu bewahren, ein weitaus stärkeres Unbe-hagen im Raum liegen. Nach der Gedenkfeier ziehen sich die Vächter schweigend in ihre Gemächer und Zelte zurück. Auf der gesamten Ealdvacht liegt ein Nebel aus Trauer und Angst, die Vächter versuchen trotz ihrer, von Dämonen geplagten Gedanken, die Nacht zu vertreiben.

Die nächsten Tage und Nächte verbringen sie wie gewohnt, doch die Unbehaglichkeit und Ungewissheit schwinden nicht, bis die Elna der Ealdmark sich auf den Weg zur Domna ma-chen, um den Ablauf der nächsten Zeit zu besprechen. Die Bevölkerung spürt, durch die ein-wöchentliche Abwesenheit ihres „Stammoberhaupts“, ein neues Gefühl in ihrem Gemisch aus Ungewissheit und Trauer. Angst. Die Gedanken der untergegangenen Mark schwirren ihnen im Kopf herum und zwingen sie, ihre Trauer und Angst zu nähren. Sie gehen wie leere Hüllen ihren täglichen Aufgaben nach, werden schwächer, lethargisch und unsorgfältiger. Auch als die Elna in die Ealdvacht zurückkehrt, löst sich der unreine Nebel nicht von dem Bewusstsein der Vächter. Ein paar Monate vergehen und die Bewohner fallen tiefer und tie-fer in ein bodenloses Loch, die Felder werden karger, die Tavernen leerer und die Beute we-niger. Der Kampfwille sinkt. Nicht selten kommen die Vächter nur vereinzelt und stark verwundet aus dem Nebel zurück. Die Vächter werden schwächer und die Vacht mit ihnen. Die Elna fragt verzweifelt nach Unterstützung von den umliegenden Vachten, doch die Versuche scheitern vergeblich. Der Ertrag ist zu wenig, um die helfenden Krieger zu sättigen, die Priester und Heiler sind zu schwach, um sie ausreichend zu beschützen. Nach wenigen Wochen fallen auch sie den Dämonen zum Opfer, sowohl im Nebel als auch in ihren Köpfen.

Manche ziehen los, um die Dämonen zurückzuschlagen, doch ihr Griff ist zu schwach, um das Schwert zu führen, die Stimmen zu zittrig, um ihre Zauber zu wirken. Die anderen ziehen sich schon beim Gedanken an den Kampf gegen Dämonen zurück. Und Somit baut sich der Untergang der Ealdmark, über lange und angstgetriebene Monate, auf. Die Felder sind nun leer, die letzten Rationen werden aufgebraucht. Die Tavernen menschenlos und kein Tropfen Kervon im Fass, die Beute besteht nur noch aus abgemagerten Kadavern. Nur wenige trauen sich auf den langen und grausamen Weg durch den Nebel zu einer der anliegenden Vachten und noch wenigeren gelingt es. Die letzten überbleibenden Jäger bereiten sich auf das vor, was sie ihr Leben lang versucht haben zu vermeiden. Die Jäger werden zu den Gejagten.

Der Nebel kriecht näher, mittlerweile fast an den Mauern der Ealdvacht. Die paar Jäger, die noch über sind und den Mut haben, sich zu wehren, greifen nach den Schwertern, ziehen die Bögen oder sammeln ihre Zauberutensilien zusammen. Doch sie alle wissen allein durch die Anzahl an Kämpfern, dass sie kaum Widerstand leisten können. Der Nebel zieht immer nä-her, bis er durch die metallenen Tore in die Vacht hinein sickert. Auch der letzte überbleiben-de Widerstand ist vernichtet, nachdem die Vächter vom Nebel umhüllt sind. Alle nacheinan-der fallen sie. Nur wenige schaffen es, sich trotz ihrer Angst zu verteidigen, geschweige denn einen der Dämonen niederzustrecken. Nicht lange danach steht die Vacht leer, bis auf den tiefliegenden Nebel. Die Vächter entweder tot oder geflohen, auf dem weiten Weg durch Nebel und Kälte bis zu den nächsten Vachten. Wenige sind an ihrem Ziel angekommen, doch die, die es taten, berichten sofort die Nachricht des Unglücks.

Ein paar Tage vergehen, Tränen nässen die Wangen. Die Vächter bilden einen Kreis, vor je-dem eine Kerze. Der Reihe nach gehen und entzünden sie ihre Kerze an einer Fackel vor dem Zelt. Gemeinsam stellen sie die nun brennenden Kerzen vor sich auf den Boden. Letztendlich werden die Kerzenträger von einem Jagdkreis umstellt, sie alle umkreisen einen schweren Granitstein, mit der Aufschrift:

„Ealdmark gelähmt vor Grauen versagend “

Das Zelt füllt sich mit Kerzenduft und Rauch, doch die Schwader werden dichter und dichter, bis sie sich zuckend zusammenziehen. Ein Schrecken huscht zwischen den Vächtern umher. Letztendlich nimmt der Rauch eine entfernt humanoide Form an und entweicht dem Zelt. Die Vächter werden mit einem kalten Schauer in dem nun klaren und stillen Zelt hinterlassen.

Neo
März 2025

Fall der Ealdmark - gelesen von Katha, musikalisch begleitet von S1

 

 

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