Eine caswallonische Traumreise
Paul
Sie haben alles dabei, was sie brauchen: Decke und Kissen, das kleine Messerchen, das Fläschchen mit dem Saft, den Wassersack, falls er notwendig ist. Erst umrunden sie die Reste der Mauer dreimal und verbeugen sich in den Eingängen, dem Inneren zugewandt. Dann erst treten sie ein. "Es ist unheimlich!" Das caswallonische Mädchen schaut sich um. Das longotische Mädchen lacht. "Das sind die Wächter. Sie wurden zurückgelassen, als die Leute hier fortzogen. Sie verbreiten Angst, aber tun können sie nichts. Wir sind als Kinder oft hier durchgerannt, das war unheimlich, aber lustig."
Ein Gewirr an Ruinen. Ziegel, in den Boden gesunken, auf dem Weg, wieder Lehm zu werden. Stufen als Schräghänge zu Türlöchern in Wänden, Fensterlöcher darüber, eingebrochene Dächer wie unregelmäßige Kronen. "Da!" Sie finden das Mäuerchen, die windgeschützten Stufen. Ein Kellergewölbe, in einer Ecke geht es tiefer hinab. "Komm!" Das untere Stockwerk ist heller als das obere, ein großes Gewölbe, teilweise eingestürzt. Ein paar Sonnenstrahlen reichen bis zum Boden.
Die Wände sind über und über bemalt. Schwarze Menschen in bunter Kleidung essen, trinken, bewegen sich. Nein, das sieht nur so aus. Das caswallonische Mädchen bleibt mit offenem Mund stehen. "Es ist so schön!" Das longotische Mädchen nickt. "Es war eine Festhalle. Schau, wie sie tanzen, und sieh dir die Trommler an. Früher war die ganze Stadt bemalt." Sie finden schnell den richtigen Ort, das uralte steinerne Ruhebett. "Setz dich hin und leg dir das Kissen unter, und die Decke, dieses Bett ist hart. Siehst du das eingemeißelte Zeichen am Kopfende? Das ist ein Traumbett, das gabs bei uns immer schon, jetzt nur mehr in den Ruinen. Heb deine Haare. Ich werde dir das Zeichen in den Nacken ritzen und ein paar Tropfen von dem Saft drüberträufeln. Das tut weh. Aber das hältst du aus, ich weiß das, ich habs auch machen lassen. Dann brauchst du dich nur mehr hinzulegen und der Traum beginnt. Keine Angst, er ist schön."
Sie erwacht aus einem Gewirr von Farben und Bewegung und Lärm in die stumme graue Dämmerung der Kellerruine, weiß nicht, wo sie ist, richtet sich zu schnell auf, läßt einen Schmerzensschrei los. Die Freundin stützt sie und hält ihr ein Tüchlein an den Nacken. "Das ist nicht viel. Die Wunde hat sich mit dem Steinbett verklebt." Gemeinsam betrachten sie die Blutspuren, die auftrocknen und sehr schnell nicht mehr zu sehen sind. Oder werden sie eingesaugt, ein kleines Opfer, von jedem gebracht, der kommt. Ist es irgendwann genug? "Was hast du gesehen?" fragt die Longotin. "Da waren viele Menschen, Longoten, aber auch andere. Sie verließen die Stadt. Mit Karren, mit Pferden und Büffeln oder zu Fuß. Manche waren schwer bepackt, manche trugen nur wenig, aber alle blieben auf dem Platz in der Mitte stehen und warfen etwas weg, Schmuck oder ein Stück ihrer bunten Gewänder, der Haufen war groß. Mich beachtete keiner, und einige wanderten quer durch mich durch, ich war nicht spürbar für sie. Auch als sie schon durch das Tor waren, auf der Straße in die Steppe hinaus, warfen sie immer noch weg, was ein Teil ihres alten Lebens war, was sie nun nicht mehr brauchten. Nur die Boote nahmen sie mit, führten sie auf niedrigen Wagen, von Büffeln gezogen, über den trockenen Boden. Durch den Staub! Ihre wunderbaren, großartigen Boote! Die letzten, die gingen, ließen die Tore offen." "Alle träumen sie den Auszug der Bewohner aus der Stadt," sagt die Longotin und fängt an, einzupacken, was sie mitgenommen haben, "komm, es wird Abend, wir müssen heim. Ich möchte nur wissen, wann einer träumt, dass sie wiederkommen.
Die Träumer Magiras
Die traumgeborene Delynn hat Träume von Magiranern gesammelt. Gerne erweitern wir die Sammlung an Träumen.
Bitte schickt maximal eine halbe Seite Text, in dem ihr beschreibt, wie in eurer Kultur von einer Stadt geträumt wird.
Die Adresse ist traum ät fest-der-fantasie.de